Ein Mutter Tochter Gespräch in Corona Zeiten

Ich mag das Wort nicht :(. Es macht mir Angst, hört sich einfach nur nach Krankheit an, aber, es verbindet irgendwie auch ein wenig. Gemeinsam jetzt am Strang zu ziehen! Das alle betrifft: Jung, alt, Familienangehörige, Freunde, Bäcker, Lehrer, Selbstständige, nervige Nachbarn! Ja, die Welt rückt zusammen. Und das weltweit! Ich habe sowas in den Jahren noch nie erlebt! Aber was Corona für mich bedeutet: Nach Monaten intensiv Zeit mit meiner Tochter zu verbringen. Wir sprechen miteinander. Ich meine damit nicht: Ich spreche, während Sie im Smartphone durch ihre Apps scrollt. Nein, wir kommunizieren. Und zwar so wichtig. Ich habe nicht das Gefühl mehr, ich spreche mit einem Handy. Sondern mit meiner Tochter.



 „Wie geht es Dir eigentlich?“


Diese Frage war gar nicht als Floskel gestellt. Sie sas gegenüber mIr und fragte tatsächlich: Wie geht es Dir? Keine Floskel, kein Smalltalk, sondern eine ernst gemeinte Frage. Ich sage Ihr: Ich habe Angst. Angst, wie sich die Situation sich entwickelt. Ich habe Angst um deine Oma, ich habe Angst, dass du jetzt Angst hast, weil ich Angst habe. Ich habe um unsere Freunde Angst. Und am Meisten habe ich Angst: Dass die Welt sich ab nun ändert. Das die Welt, in der wir leben nicht mehr die Welt ist, die wir zu glauben wissen. Ich habe Angst um meine beste Freundin, die als Selbstständige, gerade nicht weis wie Sie die nächsten Monate überbrücken soll. Und ich habe generell Angst, was es mit unserer Psyche macht?


 Funkstille. 



 „Mama, das ist das erste Mal seit Monaten, dass Du wirklich sagst: was Du denkst. Mama, ich habe auch Angst, aber noch mehr Angst habe ich, wenn Du denkst, dass Du keine Angst zu haben glaubst. Meinetwegen. Du bist auch sonst stark, Mama. Aber lass uns an das Gute denken. Lass uns positiv bleiben, Mama“. Mir blieb ein Klos im Hals stecken. Meine innere Stimme fragte nach dem Wie? „Weis du was, Mama? Wenn die Sache durchgestanden ist, dann will ich eine Europareise machen. Ich will in Italien beginnen und Italienisch lernen. Ich will, in Spanien einen Tapas Kochkurs machen. Ich will, ich will, ich will unbedingt Mama. Und solange, werde ich auf YouTube mir Tapas Rezepte anschauen, ich werde italienische Phrasen lernen, und was ich vor allem will: ich bleibe glücklich und optimistisch. Denn ich sehe es gar nicht ein, dass diese Welt aufhören soll zu existieren, aus Angst. Tiefer Angst. Ich will mich von der Angst nicht leiten lassen, ich will auf Ihr reiten und selbst bestimmen, wann ich Angst habe?“


 Seit wann ist meine Tochter eine erwachsene Frau geworden.....




 „Was willst Du nach der Krise machen, Mama?“



 Leidenschaft. Ja, das ist was ich möchte. Ich möchte mit deinem Vater einen Tango Kurs belegen. Ich möchte bei jeder Umarmung einer Freundin Ihr beipflichten, wie lieb ich sie habe. Ich möchte jeder Freundin, die sich unsicher ist, die Unsicherheit nehmen. Durch meine Umarmung. Gott vermisse ich Umarmungen...ich möchte wieder ins Kino gehen, und nicht Netflix. Ich möchte mich mit anderen Müttern unterhalten, wie schwer es wird, wenn ihre Kinder, wenn mein Kind auszieht. Ich möchte alle in den Arm nehmen und sagen, ich hoffe, unsere Kinder wissen, dass sie jederzeit nach Hause kommen können. Ich möchte keine perfekte Mutter sein, die in dieser Zeit einfach nicht
weis wohin mit sich. Das ich lache, und wegen den Nachrichten, es mich doch alles traurig macht. Aber was ich möchte. Eine Umarm....
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 Sie hielt mich fest. Wir hielten uns fest. Es ist abends. In der Küche. Ich umarme sie ständig. Aber diese Umarmung: Als ob ich meine Tochter gerade entbunden hätte, ich sie zum ersten Mal in den Armen hielt...

 Ich wünsche uns allen die beste Zeit. Eine Zeit wo wir unsere Mitmenschen noch bewusster wahrnehmen. Unsere Liebenden! Denn jetzt ist die Zeit des Zusammenhaltens. Noch nie so wichtig wie jetzt. Lasst uns auf unsere Liebenden aufpassen.

Viele liebe Grüße, Karoline

Kommentare

  1. Es ist wirklich sehr erdrückend im Moment. Ich vermisse meine Kinder und meinen Enkel. Kann sie jetzt nicht in den Arm nehmen. Angst habe ich auch. Aber wir müssen da irgendwie durch. Gut, dass Du Deine Tochter jetzt bei Dir hast.

    Liebe Grüße Sabine

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